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Zwangsbelüftung im Fenster – Fluch oder Segen?

Sie ist im Kampf gegen Feuchteschäden in Wohnungen zu einer weitverbreiteten Lösung geworden: die Zwangsbelüftung. Der ewige Streit zwischen Vermietern und Mietern um das richtige Lüften hat diese Low-Cost-Lösung hervorgebracht. Doch so effektiv die kleinen Helfer im Fenster auch bezüglich Schimmelvermeidung sein mögen, sie sind immer wieder in kontroverser Diskussion.

Als Hersteller von Fensterlüftern stellt unser Unternehmen unter anderem das notwendige Equipment für Zwangsbelüftungen zur Verfügung. Wir kennen die Bedenken und Ängste genau, welche die Mieter auf der einen Seite und die Vermieter auf der anderen Seite immer wieder beschäftigen. Unser Team hat in den letzten 20 Jahren unzählige Gespräche dazu geführt.

Was eine Zwangsbelüftung ist und wie diese funktioniert

Meist versteht man unter Zwangsbelüftung ein Lüftungskonzept mit sogenannten Fensterfalzlüftern, welche im Fenster integrierbar sind. Diese lassen bei geschlossenem Fenster Luft strömen und können nicht vom Bewohner verschlossen werden. Dadurch ergibt sich buchstäblich der Zwang zum Lüften.

Bei arimeo Fensterfalzlüftern ersetzen 20 cm Hightech einen Teil der Fensterdichtung im oberen waagerechten Bereich der Fenster. Das Produkt lässt bei geschlossenem Fenster die Luft in Richtung Decke strömen. Es reagiert auf Druckverhältnisse am Fenster und begrenzt bei stärkerem Wind selbstständig den Luftstrom. Elektrischer Strom wird dabei nicht benötigt. Bei normengerechter Lüftungsplanung ist durch diese Technik und durch die Tatsache, dass arimeo stets oben waagerecht angeordnet werden kann, vom Luftstrom nichts zu spüren. Und zu sehen ist davon auch nichts, sogar bei geöffnetem Fenster nicht. Erstmals ist es mit dieser kompakten Produktgeneration nahezu unmöglich, die Existenz einer Zwangsbelüftung im Fenster zu identifizieren.

Mit Fensterfalzlüftern wie arimeo können unterschiedliche Lüftungskonzepte in Wohnungen umgesetzt werden. Beispielsweise dienen sie zur Nachströmung der Frischluft, wenn Abluftanlagen, Badventilatoren oder Feuerstätten in Wohnungen installiert sind. Diese Anwendungen sind aber mit Zwangsbelüftung nicht gemeint.

Die klassische Zwangsbelüftung meint eher den reinen Einsatz in der Querlüftung, d.h. es sind ausschließlich Fensterfalzlüfter in der Wohnung installiert und diese dienen ausschließlich dem Zweck, den Feuchteschutz in der Wohnung sicherzustellen. In diesem Fall werden z.B. alle Fenster einer Wohnung mit Fensterfalzlüftern ausgestattet. Ventilatoren werden nicht eingebaut, sodass der Antrieb für die Lüftung allein durch Wind und Thermik zustande kommt. Die Luft tritt dann stets auf der Winddruckseite in die Wohnung ein und auf der Windsogseite wieder aus.

Bedenken der Vermieter: Ist die Fenster Zwangsbelüftung überhaupt sinnvoll?

Wenn in vermieteten Wohnungen Schimmelpilz vermieden werden soll, ist meist schnell die Lösung der Zwangsbelüftung auf dem Tisch. Vermieter stellen dann die berechtigte Frage, ob das überhaupt funktionieren kann. Schließlich sind ja keine Ventilatoren, d.h. kein aktiver Antrieb für die Lüftung Teil des Konzeptes.

Die Antwort ist ein klares JEIN. Es ist eindeutig belegt, dass das oben beschriebene Konzept der Zwangsbelüftung geeignet ist, um den Feuchteschutz in Wohnungen sicherzustellen. Die wetterbedingten Antriebe reichen in der Heizperiode aus und es gibt in ausreichender Anzahl Erfahrungswerte. Aber um die Funktion zu gewährleisten, sind einige Dinge zu beachten.

Das Konzept stellt eine offizielle Möglichkeit der Lüftungsnorm DIN 1946-6 dar, um die Pflicht zur Lüftung umzusetzen, die seit 2009 beim Neubau und bei Sanierungen besteht. Unter dem Stichwort Querlüftung zum Feuchteschutz lassen sich hiernach Lüftungskonzepte auslegen, bei denen genau berechnet wird, wie viele Fensterfalzlüfter für eine bestimmte Wohnung notwendig sind. Es kommt also auf die richtige Anzahl an.

Zudem funktioniert die beschriebene Zwangsbelüftung nur dann, wenn mindestens zwei Fassadenseiten mit Falzlüftern ausgestattet werden können. Denn die Luft muss auf der Winddruckseite einströmen und auf der Windsogseite ausströmen können. Einseitig ausgerichtete Wohnungen brauchen daher zusätzlich Ventilatoren. Diese Überlegung führt zu einer weiteren Fehlerursache.

Eine Zwangsbelüftung funktioniert nur dann, wenn die Innentüren im geschlossenen Zustand Luft durchlassen. Der standardmäßige Unterschnitt von 7 mm reicht i.d.R. schon aus, aber es muss überprüft werden, ob Schwellen oder Anschläge dies behindern. Wer auf Nummer sicher gehen will, setzt eine Überströmdichtung (ÜSD) in die Innentüren ein.

Zwangsbelüftung der Wohnung – die Bedenken der Mieter

Im Wort Zwangsbelüftung steckt der Begriff Zwang. Für den Mieter kann somit der Eindruck entstehen, dass er vom Vermieter in Bezug auf die Lüftung entmündigt wird und keine Kontrolle mehr darüber hat, wie viel der teuer aufgeheizten Raumluft ausgetauscht wird. Diese Sorge ist verständlich. Man kann hier jedoch guten Gewissens Entwarnung geben, denn der Mieter bleibt auch mit der schimmelvermeidenden Zwangsbelüftung Herr über seine Raumluftqualität und die lüftungsbedingten Energieeinbußen in der Wohnung.

Das liegt vor allem daran, dass die Luftmengen, welche durch Zwangsbelüftungen ausgetauscht werden, sehr gering sind. Sie stellen nur einen Bruchteil der gesamten Luftmenge dar, die ausgetauscht werden muss. Daher ist der Bewohner mit einem solchen Konzept immer noch selbst dafür verantwortlich die Fenster aufzumachen, wenn z.B. schlechte Gerüche vorhanden sind, oder die Luft durch CO2 stickig geworden ist. Für diese Fälle hat der Mensch allerdings auch ein Sinnesorgan: die Nase. Das Sinnesorgan für die Bestimmung der Luftfeuchtigkeit fehlt. Daher macht es völlig Sinn, den Bewohner von der Bürde der Feuchteschutzlüftung zu entlasten.

Das heißt natürlich nicht, dass er in Wohnungen mit Zwangsbelüftung nicht mehr Lüften muss, nachdem er geduscht hat. Aber er wird im Zeitalter der dichten Bauweise wieder in die Lage versetzt, durch das ganz normale Lüften die Entstehung von Schimmelpilz zu vermeiden. Dabei kann er sich im Gegensatz zu künstlich aufgestellten Regeln wieder auf seine Nase und seinen Menschenverstand verlassen.

Zwangsbelüftung für Fenster nachrüsten wird immer wichtiger

Die Zwangsbelüftung steuert also den Anteil am Luftwechsel bei, der bauphysikalisch zwingend und permanent notwendig ist, um Feuchteschäden in Wohnungen zu vermeiden. Dieser Anteil ist nicht hoch, aber er muss vorhanden sein. In früheren Zeiten, als Gebäude noch wesentlich undichter waren als heute, war deutlich mehr Luftaustausch gegeben, als hierfür erforderlich ist. Daher war die Verordnung des Gesetzgebers zu einer dichteren Bauweise energetisch durchaus sinnvoll. Als Konsequenz ist heute jedoch jeder Bauherr gezwungen, einen zum Feuchteschutz ausreichenden und nutzerunabhängigen Luftwechsel in Haus oder Wohnung sicherzustellen. Unter diesem Aspekt bekommt eine Lösung wie die Zwangsbelüftung einen anderen Klang. Auch wenn sich der Begriff nie positiv anhören wird, die Zwangsbelüftung stellt sicherlich die einfachste und unkomplizierteste Möglichkeit dar, um den bauphysikalischen Gegebenheiten gerecht zu werden.

Fensterfalzlüfter nachrüsten ganz einfach:

  1. Profilsystem oder relevante Maße des Bestandsfensters ermitteln
  2. Anzahl arimeo Fensterfalzlüfter entsprechend Lüftungskonzept ermitteln
  3. Fachfirma bestellt arimeo Fensterfalzlüfter
  4. Fensterbau-/Montagefirmen bauen arimeo Fensterfalzlüfter entsprechend Montageanleitung ein


Ergebnis: Mindestlüftung zum Feuchteschutz gewährleistet, Fenster und Wände bleiben unbeschädigt, Lüftung bei geschlossenem und offenem Fenster nicht sichtbar. 

Fazit

Die Zwangsbelüftung mit Fensterfalzlüftern ist umstritten im Kampf gegen Feuchteschäden. Sie ermöglicht einen kontrollierten Luftaustausch, erfordert jedoch genaue Anzahl und Anordnung der Lüfter sowie ausreichende Türspalte. Für Mieter kann der Begriff abschreckend sein, doch die Zwangsbelüftung hat geringen Einfluss auf die Raumluft. Sie ist eine kostengünstige Lösung, insbesondere in dicht gebauten Gebäuden. Die Nachrüstung ist einfach und gewährleistet den Mindestluftaustausch zum Feuchteschutz, ohne das Erscheinungsbild der Fenster zu beeinträchtigen.

Achim Kockler

Geschäftsführender Gesellschafter und Pantentinhaber

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